WEITERE INFORMATIONEN ZU MIROSLAV WIEDERMANN

Mit beharrlichem Ehrgeiz ist Miroslav Wiedermann dabei, das Spektrum von Eingriffs- und Wirkungsmöglichkeiten zu erweitern. Zwischen Großformatigem, wo er ein Maximum an Figuren und Farben aufbietet und wo geschnittene Elemente im dichtgepackten Verbund mit geklebten auftauchen, entstehen immer wieder kleinere, puristischere Arbeiten (etwa „Sog“). An ihnen lässt sich gut die handwerkliche Raffinesse studieren, mit der schräge Kantenführung, partielle Herauslösung, Hinterschneidung, Überlappung, Knautschung, Verkantung und Verformung dazu beitragen, dass aus einem flächigen ein räumliches Gebilde wird - tatsächlich ein Relief in seiner spezifischen Mittlerstellung zwischen Malerei und Skulptur. Was da dem Betrachter an eckigen Gebilden, von denen keines dem Nachbarn gleicht, entgegenwächst, entgegenbrodelt, entgegentanzt, bleibt auch in anderen Hinsichten nicht statisch: es verändert sich je nach Richtung des Lichteinfalls, je nach Blickwinkel des Betrachters. „Auf dem Weg wird’s jetzt ganz rabiat weitergehen“, verrät Wiedermann finster entschlossen und zeigt auf die dreiteilige Arbeit „Strudel“. Dadurch, daß die rückseitig tragende Apparatur auf ein Mindestmaß geschrumpft, somit unsichtbar geworden ist, bilden die an Zähne und Zahnräder, Stufen und Treppen - und immer wieder mal an ein langnäsiges Gesicht - erinnernden Partikel selber den Rand, unregelmäßig gezackt, graphisch markant in die Luft ringsum sichelnd und stochernd. Was unterstützt wird dadurch, dass sich jede der drei Stationen aus einer Zentralmulde heraus nach außen und nach vorne entwickelt, als wolle sie ihr menschliches Gegenüber umfangen, aufsaugen wie ein Mahlstrom. Der erste Schritt zum raumbesetzenden Environment aus Filzschnitt scheint getan.

 

 

Mit der Einsiedler-Mentalität eines monoman im Labor forschenden Physikers ist Miroslav Wiedermann eingetreten in den Dialog mit seinem Vorzugswerkstoff, zwecks sukzessiver gegenseitiger Geheimnisoffenbarung. Er hat dem Filz abgelauscht, was es heißt, elastisch zu sein und doch widerständig, handwarm-sinnlich und doch sachlich-neutral. Wie man außen – bei langer Trockenzeit - Buntfarbe aufnimmt und innen doch weiß bleibt wie Zuckerschaum. Und der Filz ist darüber zum willigen Vermittler künstlerischer Aussagen geworden, die wahlweise abstrakt-formal wahrnehmbar sind oder als bildhaftes Gleichnis all des Seriellen, Vermassten, vermeintlich Chaotischen unserer modernen urbanen Lebensverhältnisse. (Dass Gesellschaftskritik ihm nicht fremd ist, hat dieser Künstler u.a. mit den Prägedrucken und Objekten seines „Bos Taurus“-Projekts unter Beweis gestellt.) Vor allem aber fügt Miroslav Wiedermanns Umwidmung der Raumausstattungs-Rollware Filz dem im vergangenen Jahrhundert bereits immens ins Profanmaterial hinein erweiterten Kanon dessen, was Relief sein kann – von Arps Holzreliefs, Moores Backsteinreliefs, Baumeisters Sandreliefs zu Yves Kleins Schwammreliefs, Jean Dubuffets Polyesterreliefs, Louise Nevelsons Möbelbruchreliefs - eine originär wie originell neue Stimme hinzu.  

 

© Text by Dr. Roland Held, Darmstadt 2011


 

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