WEITERE INFORMATIONEN ZU STEFAN STICHLER

Meine Arbeiten sind Werkzeuge

 

Die Bilder die ich auf Leinwand bringe sind kurze Momente, vergleichbar dem Dejavu das im Film „Matrix“ auf ein Fehler im System hinweist. Meinen Bildern liegen Fotos oder Skizzen zugrunde die ausgewählte Alltagssituationen zeigen. Besondere Situationen, die meine Aufmerksamkeit ohne sofort erkennbaren Grund beanspruchen. Sie sind oft nur einen Bruchteil von Sekunden kurz. Ich finde sie in Filmen, auf den Straßen, an Ampeln oder Plätzen. Ich halte sie fest als Foto oder Skizze. Ich Zeichne sie, verwende ebenso den Linolschnitt als Annäherung, manchmal finden sie direkt den Weg auf die Leinwand.

 

   Warum sprechen mich gerade diese Situationen an? Bei der Masse an Bildern jeglicher Art, die wie ein Dauerfeuer auf mich einprasseln? Das finde ich heraus während ich sie male.

 

Es sind spiegelnde Oberflächen. Sie berühren irgendetwas in mir. Ein Ping –Pong-Spiel aus Konkretem und nachspüren eines Zustandes. Eine Sichtbarwerdung welche die Unsichtbarkeit bedingt. Unsichtbarkeit im Sinne Peter Hantke`s „Weltvertrauender“ Müdigkeit. Das Sichtbare und das Nicht-Sichtbare. Das (auf)Zeigen (Spiegel) und das Verknüpfen (Reflektion) mit eigenen Erlebnissen ist das Ziel. Fragen entstehen, Unterbrechungen des routinierten Bildkonsums und der damit verbunden Oberflächlichkeit. Wenn ich etwas wissen will, dann muss es tief gehen.

 

Was unserer (globalisierten) Welt gut täte, und was der in ihr lebende Mensch braucht sind Unterbrechungen, Störungen, Verzögerungen, Zeit. Meine Arbeiten sind Werkzeuge.

 

Text von Stefan Stichler, August 2016

 

 

AS I BECOME INVISIBLE

 

Ein Zitat aus Jem Cohen’s Film „Lost Book Found“ lautet: „As i became invisible for the people on the street, i was able to see things that has been invisible to me before.“

    Stichler`s Gemälden liegen Filmstills aus „Lost Book Found“ zugrunde, dessen Inhalte sich in seiner Arbeit wiederfinden und ergänzen. In der poetische Darstellung des täglichen Gewühls, der Menschen und den vermeintlich alltäglichen Verrichtungen in den Straßen einer Großstadt, entdeckt Stichler Parallelen und Überschneidungen zu seinen Arbeiten, die er in einer für ihn bisher neuen Art und Weise entstehen lässt.

    Zunächst entstehen Zeichnungen und Linoldrucke, um sich den ausgesuchten Augenblicken bzw. Motiven anzunähern, wie er sagt: „Um in die Situation besser eintauchen zu können, sie durch die Hände aufzunehmen“. So entstehen hochwertige Zeichnungen und Linoldrucke in Kleinsteditionen, welche als Ausgangsmaterial einerseits eine kostbare Serie des neuen Zyklus darstellt, und andererseits gleichsam den Abschluss in den großformatigen Ölgemälden finden.

    Der Künstler ist Beobachter, Entdecker und stiller Verarbeiter dessen was sich ihm zeigt. Stichler’s Bildmotive sind aus dieser Beobachterperspektive gemalt. Sie sperren sich gegen eine genaue Interpretation oder gar Aussage, was sich auch in der verschwommenen, nicht zu genau werdenden Maltechnik widerspiegelt. Es ist der Bruchteil einer bestimmten Situation die Ihn interessiert. Die Haltung eines in der Mittagspause sitzenden Büroarbeiters, das konzentrierte Hantieren eines Händlers oder aber der Blick eines alten Mannes gen Himmel. Wo sind diese Personen in diesem Moment? Welches Gefühl wird ihnen zuteil und welchen Gedanken hängen sie nach? Es sind oft kurze, schwer erkennbare Momente in den von Menschen, Geräuschen und Werbetafeln übersäten Großstädte. In mehr oder weniger großen Mengen leben sie miteinander, teilen ähnliche Tagesabläufe und Interessen und sind doch oft allein oder in ihrem eigenen Kosmos gefangen. Was macht so ein Leben mit einem Menschen, der ständig mit Lebensentwürfen, Ratgebern und selbsterhaltenden Gesundheitsprogrammen konfrontiert wird? Wird die Welt zur Fiktion? Gerät man unerwartet in den Strudel, den die eigene Realität mit dieser Scheinwelt eingeht – verliert man sein eigenes Ich? Oder wird man durch „links” und „likes“ in einer Gesellschaft erst zugehörig? Verliert man sich, seine ursprünglichen Wünsche und Ideen? Der Betrachter soll sich in Stichlers Arbeiten ertappt fühlen – sich selbst wiederentdecken. Er möchte so seinen Teil zur Rebellion beitragen – dem Betrachter sein eigenes Ich vorhalten – um Antworten auf seine Fragen finden zu können.

   Es ist der Beginn dieses neuen Arbeitszyklus. Ende Oktober 2015 wurden die ersten großformatigen Gemälde präsentiert, sowie Zeichnungen und Linoldrucke, welche als Skizzen den kontinuierlichen Weg dieses Zyklus aufzeigen und diesen in Form künftiger Gemälde abschließen werden. 

 

Text von Leander Rubrecht und Stefan Stichler


Artikel zu Stefan Stichler in der FAZ zur Ausstellung "Wege", Februar 2021
Artikel zu Stefan Stichler in der FAZ zur Ausstellung "Wege", Februar 2021

 

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