ERDO SAM
Das analoge 3D-Werk
07.06. – 08. 08. 2025
Vernissage am Freitag, 06.06.2025
Einführung um 19 Uhr durch den Kunstjournalisten Dr. Roland Held
Gemalte Emotionen diesseits und jenseits der Materie
Das farbplastische Welttheater des Universalkünstlers Erdo Sam
Von Prof. Dr. Martin Oswald
(Auszug) Der reiche künstlerische Kosmos von Erdo Sam lebt von einer höchst barocken Haltung. Seine großformatigen Bilder voller Schlieren und anarchischer Farbverläufe, die an die Marmorierung von Altären erinnern, drängen geradezu in den Raum. Sie wollen sich fortpflanzen, himmelwärts, nach außen, über den Bildrand hinaus, es sind dynamische Farbstürme, die bewegt von wildem Gestus, weiterziehen wollen, über den Rahmen hinaus. Die Wölbungen, reliefartigen Windungen und Faltungen stülpen sich bald tatsächlich nach außen, verlassen den traditionellen Bildraum, greifen fast nach dem Betrachter, genauso wie manche gemalte Figur, die sich in den barocken Fresken als Plastik fortsetzt. Gestus und Farbigkeit sind betörend. Die Würzburger Residenz mit Giovanni Battista Tiepolos viel bewundertem Werk, dem Deckengemälde im barocken Treppenhaus, ist das beste historische Beispiel dafür. Vielleicht ist es kein Zufall, dass Erdo Sam ausgerechnet in dieser fränkischen Stadt am Main seine dauerhafte Heimat fand, in die er in jungen Jahren gekommen ist. Sie hat ihn nicht mehr losgelassen. Hier entstehen seine Werke. Und reisen unter anderem nun auch nach Wiesbaden in die Galerie RubrechtContemporary.
Botschafter zwischen den Welten
Die Galerie RubrechtContemporary präsentiert den Künstler Erdo Sam in einer Einzelausstellung
Von Janine Seitz
Gemälde oder Plastik? Bei dem Würzburger Künstler Erdo Sam ist das keine Frage des Entweder-oder, sondern des Sowohl-als-auch. Seine Kunstwerke sind Gemälde UND Plastik. Beim Betrachten kann man in sie eintauchen, zugleich springen sie einem entgegen. Sie ergreifen Besitz vom umgebenden Raum und von einem selbst; sie betören, ziehen in den Bann und wollen lebendig werden. Dr. Martin Oswald, Professor für Kunst in Weingarten, beschreibt Erdo Sams Schaffen als „reichen künstlerischen Kosmos”, der von seiner „höchst barocken Haltung“ lebt. Dieser Kosmos wird nun ab dem 6. Juni 2025 bis zum 8. August 2025 in der Galerie RubrechtContemporary in Wiesbaden gezeigt.
Verschmelzung von Mensch und Technologie
Den deutsch-türkischen Künstler Erdo Sam präsentiert die Galerie erstmals in einer Einzelausstellung – in der die Passion des Künstlers in einer leuchtenden Farbigkeit und in gewaltigen Dimensionen zum Ausdruck kommt. Die Arbeiten sind brutal und zart zugleich. Aus den wilden Falten des Leinens entspringt ein filigraner Fuß, man entdeckt Münder und Gesichter, zutiefst Menschliches. Die Kunstwerke wirken natürlich, ursprünglich; wie die Ursuppe, aus der etwas entsteht – oder besser gesagt entsteigt, denn trotz ihrer fröhlichen Farben schwingt den Werken etwas Bedrohliches mit. Der Titel der Ausstellung „Das analoge 3D-Werk” lässt erahnen, worin dieses Bedrohliche liegen könnte: nämlich in der Technologie. Genauer: In der Verschmelzung von Mensch und Technologie, von Kreativität und Automatisierung, von Emotion und Berechenbarkeit. Im Werk von Erdo Sam tritt förmlich heraus, dass all diese menschlichen Errungenschaften nicht zwingend zu einem guten Ende führen müssen. In der Galerieausstellung sind echte, künstlerische Kreativität und Handarbeit zu erfahren und eben nicht von einer Künstlichen Intelligenz geschaffene, aus dem 3D-Drucker entsprungene Visualisierungen. Sie präsentieren sich als geballtes Leinen auf Leinwand und als Plastiken im Raum. Gleichwohl können sie als Vorboten einer kalten, technologischen Sinnlichkeit gedeutet werden. Oder doch eher als Mahnmal? Erdo Sam selbst sieht sich als Botschafter zwischen den Welten. Seine Schlüsselworte: Unabhängigkeit und Freiheit.